Mein Lebensweg war kein gerader
Anstatt einer Lehre begann ich als Anlernling in einer Druckerei und schloss mit einer externen Prüfung zum Schriftsetzer vor der Handwerkskammer ab.
Im Anschluss studierte ich Betriebswirtschaft für meine Mutter und Psychologie für mich. Mein Interesse lag dabei weniger am Therapeutischen, sondern am Inhalt der Nebenfächer: Philosophie und Religionswissenschaft. Die grossen Fragen beschäftigten mich schon immer.
Dennoch, ich war nach meinen Studien nicht schlauer als zuvor: Ich hatte Wissen gesammelt, aber nicht das Gefühl der Wahrheit oder Weisheit einen Schritt näher gekommen zu sein.
Eine spannende Zeit war es trotzdem, denn neben dem Studium drehte ich Kurz- und Werbefilme, schrieb Drehbücher und verantwortete eine Produktkampagne für Kosmetik.
Ich war vielseitig interessiert und unstet - ungeeignet für eine angestellte Tätigkeit in einem Unternehmen und die Ochsentour über unzählige Hierarchiestufen. Mir blieb nur der Sprung in die Selbstständigkeit.
Das erste eigene Unternehmen war ein Desaster: Ich kaufte von einem vorausgezahlten Erbe eine marode Setzerei. Ohne Verluste wieder herauszukommen, war ein Kraftakt, denn es ging dem Betrieb so schlecht, dass selbst für kleinere Investitionen kein Kapital vorhanden war. 1991 war aber auch die Zeit, in der DTP aufkam. Die grafische Industrie konnte damals nichts damit anfangen, es galt als Spielzeug. Mit zwei Partnern und zusätzlich geliehenem Geld gründete ich ein Start-up, um die alten Satzsysteme mit der neuen Welt zu verbinden.
Nach drei Jahren hielt ich mehrere Patente in Deutschland, den USA und hatte eine Niederlassung in Chicago. Mit diesem Start-up lernte ich ein Unternehmen aufzubauen, weltweite Vertriebswege zu akquirieren, die Tiefe des Patent- und Markenrechts, nicht zu vergessen, mindestens fünf Programmiersprachen und natürlich Krisenmanagement in jeder Form. 1997 hatte ich genug und verkaufte das Unternehmen an eine internationale Firmengruppe.
Mit den gesammelten Erfahrungen lag der nächste Schritt nahe: der Einstieg in ein Beratungsunternehmen und fünf Jahre später die selbstständige Tätigkeit als Manager auf Zeit.
Ich reorganisierte, sanierte, wickelte ab und baute auf. Ich verantwortete Projekte von 3 bis zum 300 Millionen Euro und verlor dennoch 2006 die Lust am ständigen Wandel und den immer gleichen Hotels und Flughafen Lounges.
Während dieser Zeit gab es aber noch einen anderen Teil in mir. Ich nutzte die freien Tage für Fortbildungen im Psychotherapeutischen und Coaching. Ich besuchte Selbsterfahrungsgruppen und begann 1999 mit Männerarbeit. Daraus entwickelte sich das Buch "Leiden oder Leidenschaft" und weitere Bücher folgten.
Auch rutschte ich in eine Krise und mir drängte sich die Frage auf: Wer bin ich?
Der erfolgreiche, oft unnahbare Manager oder der offene und manchmal seelsorgerische Autor und Coach? Betriebswirt, Psychologe oder Autor?
Mittlerweile weiss ich, dass ich all das und noch viel mehr bin, und dass eine Fixierung auf die eine oder andere Rolle mich nur einschränkt.
Meine Bücher und die Praxis für Coaching sind daher im Rückblick die notwendige Folge meiner nicht geradlinigen Biografie.